…oder warum Stella Immanuel die Physik widerlegt. Was sehen wir eigentlich? Wenn wir etwas nicht wissen, hilft die „geilemathe“!
Wenn ein kleines süßes Lichtphoton die Sonne Richtung Erde verlässt, dann dauert seine Reise rund 8,2 Lichtminuten oder 492 Lichtsekunden. Wenn ich mir vorstelle, was in dem Photon vorgeht auf dieser spannenden Reise, das ist ein Extrathema für demnächst, aber spannend muss es in jedem Fall sein! 150 Millionen Kilometer in gut 8 Minuten, das ist schon schnell, sehr schnell, Physiker vermuten, schneller geht es nicht.
Eines meiner ersten Bilderbücher hieß „Die gestohlene Sonne“, ein Kinderbuch aus der ehemaligen DDR. Das bekam ich von einem Freund meines Vaters, mit dem wir regelmäßig Pakete austauschten. Die Sonne in dem Buch wurde von einem Krokodil geklaut, gefressen sozusagen. Randnotiz für das unnütze aber wunderbare Halbwissen: In Nordwestafrika gibt es eine Legende zum „Krokodil, das die Sonne frisst“, ein schlechtes Omen bei einer Sonnenfinsternis.
Wenn das Krokodil die gute Sonne frisst, dann bekommen wir das gar nicht mit, oder besser erst nach 8,2 Minuten. Was wir da oben am Himmel sehen, ist etwas, was schon passiert ist. Der Stern, der der Sonne am nächsten ist, Proxima Alpha, ist gut 4 Lichtjahre entfernt. Was wir von dem sehen, spielte sich vor 4 Jahren ab.
Blickt man über den großen Teich, zum Beispiel nach Houston auf eine Ärztin namens Stella Immanuel, wird das Vergangenheitsproblem noch wirrer. Diese Dame führt das Wachstum von Zysten darauf zurück, dass Personen im Schlaf Sex mit Hexen und Dämonen haben, sie behauptet, Wissenschaftler entwickeln Impfstoffe gegen „Religiösität“ und glaubt, dass Hybridwesen (Mensch und Außerirdischer) aus dem Geheimen heraus die Welt beherrschen. Deshalb ist sie wohl auch so beliebt bei Donald Trump. Aber zurück zum Thema. Die Entfernung von Deutschland nach Houston ist Pi mal Daumen gut 8000 Kilometer. Der Physiker würde sagen, wir blicken bei diesem Beispiel in die Vergangenheit und sehen das, was vor 0,026 Sekunden passierte. Der vernünftig denkende Mensch weiß aber, dass wir in diesem Fall direkt ins Mittelalter blicken.
Egal, wie kurz das Licht unterwegs ist, wenn wir sehen, muss das Licht immer erst auf unsere Netzhaut prallen und von dort zum Hirn geleitet und verarbeitet werden. Egal, wie weit das ist, was wir sehen, das Licht brauchte ein wenig oder eben sehr viel mehr Zeit. Was aber ist dann die Gegenwart? Denkt man über sie nach, denkt man schon wieder über die Vergangenheit nach. Eine wirre Konstellation. Die Sprachler schwören auf die Gegenwart, sie schwören auf etwas, das prinzipiell nicht existiert, Sprachler eben! Dächten sie logisch, wären sie ja auch Mathematiker!
Jürgen
Eigentlich schade, es hätte eine lange und interessante Diskussion werden können. Andererseits ist ein sicheres Remis wertvoller als ein unsicherer Sieg. Aber Kasparov hatte ja ganz andere Leidenschaften. Trinken wir darauf ein Bier!
Anonymous
Aus psychologischer Sicht knicke ich ein. Denn das Empfinden für Gegenwart liegt in einem Zeitraum von 2,7 Sekunden. Aus mathematischer Sicht bleibe ich dabei, dass die Gegenwart nichts anderes als eine Grenzwertbetrachtung aus Richtung Vergangenheit und Zukunft ist.
Ich halte es mit dem arm- und beinlosen Ritter von Monty Python: „Einigen wir uns auf ein Unentschieden?“
Jürgen
Dann sind wir uns ja einig, dass der Mathematiker die Aussage: „sie schwören auf etwas, das prinzipiell nicht existiert“ streichen muss.
Joe Freiburg
Man lebt in der Gegenwart, aber man bekommt sie erst mit, wenn sie bereits vergangen ist. Denn bis das Gehirn die Wahrnehmung verarbeitet hat, dauert es eben seine Zeit – auch wenn die nicht besonders lang ist.
Das ist traurig, denn man glaubt im Moment einen kühlen Schluck Bier die Kehle hinunterlaufen zu lassen, doch ist das schon her!
Jürgen
Egal, was der Mathematiker mir da sagen will – ich lebe in der Gegenwart.
Alles andere ist ohne Flux Kompensator nicht möglich.