Nichts ist ja schon wenig. Aber die Erkenntnis, dass wir allesamt aus garnichts bestehen und im praktischen Nichts leben, die kann schon schockieren.
Es geht um die Visualisierung unserer Welt. Um die Ratio, um das Größenverhältnis. Das Kleine handeln wir mit wenigen Worten ab. Wir bestehen aus Atomen. Und die wiederum aus Protonen und Neutronen im Kern und Elektronen in den modellhaften Hüllen, besser Orbitalen, und die Protononen und Neutronen bestehen wiederum aus weiteren kleineren Teilchen. Wir bleiben beim Modell der Hülle und den fetten Protonen. Das einfachste Atom, der Wasserstoff, besitzt ein Proton im Kern und ein Elektron in der Hülle. Das Proton ist rund 2000fach so groß wie das Elektron. Vergleicht man es mit einer Orange, wäre das Elektron eine kleine Erbse. Läge das Proton im Anstoßkreis des Westfalenstadions oder neudeutsch Signal-Iduna-Parks, schwirrte das Elektron auf den äußersten Sitzrängen um den Anstoßkreis, dazwischen: Nichts! Man sieht schon, wir sind ganz schön wenig. Das Kleine ist damit vorerst abgehakt.
Kümmern wir uns um das Große! Wir basteln ein Modell unseres Universums, besser des sehr nahen Universums. Unsere Erde hat einen mittleren Radius von 6371 km. Wir nehmen einen Zirkel und spannen einen Radius von rund 6,4 cm auf und zeichnen einen Kreis. Den schneiden wir aus. Der Radius des Mondes ist 1738 km. Also noch ein Kreis und auch ausschneiden. Den mittleren Abstand von Erde zu Mond kennen wir auch: 384.000 km. Übertragen auf unser Modell macht das 3,84 Meter. Jetzt sucht euch bitte einen Raum in eurer Wohnung, der rund 4 Meter Platz bietet und pinnt die beiden Kreise im Abstand von 3,84 m an die Wand. Das finde ich schon sehr beeindruckend. Ihr habt die klaren Größenverhältnisse vor Augen und wisst natürlich, dass trotz dieser ziemlich heftigen Distanz der Mond mit seiner auf die Erde wirkenden Gravitation Ebbe und Flut verursacht! Das müssen wir erst einmal sacken lassen!!
Die Verhältnisse aber sind sehr leicht zu verstehen. Wir teilen jeweils die Kilometer durch Tausend und setzen das Ergebnis gleich Zentimeter. 6371 km durch Tausend ist gleich 6,371 Und das sind de Zentimeter, gerundet 6,4. Mit dieser simplen Vereinfachung können wir jetzt ein wenig weitergehen, nämlich zur Sonne. Der mittlere Durchmesser beträgt 1.392.684 km. Wir runden uns die Welt zurecht, 1.400.000 km. Durch Tausend teilen und wir haben die Zentimeter für unser Modell. 1400 Zentimeter. Das sind 14 Meter. Unsere Erde hatte einen Durchmesser von rund 13 Zentimetern, das ist ungefähr die Häfte der Länge einer normalen A4-Seite, die Sonne dagegen hat einen Durchmesser von 14 Metern, das ist in etwa die Breite einer normalen Straße inklusive Bürgersteig.
Die mittlere Entfernung ist rund 150 Mio Kilometer. Wir teilen das durch 1000 und haben 150.000 Kilometer oder entsprechend 150.000 Zentimeter. Das wiederum sind 1500 Meter, also 1,5 Kilometer. Wir müssen also die im Durchmesser 14 Meter große Scheibe 1,5 Kilometer entfernt positionieren, um die Entfernung Erde – Sonne zu modellieren. Stellt euch die Länge eines Fußballstadions vor. Dann reiht in Gedanken 15 Stadion aneinander, dann habt ihr rund 1,5 Kilometer!
Zwei kleine Scheiben im Wohnzimmer, dann eine richtig große 1,5 km weit entfernt. Wir ahnen, auf welche Leere das hinführt. Der nächste Schritt. Wo ist eigentlich die nächste Sonne? Sie heißt Proxima Centauri und ist rund 4,2 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt. Das Licht, was gut 8 Minuten von unserer Sonne bis zu uns benötigt, ist 4,2 Jahre unterwegs, um von Proxima Centauri zu uns zu gelangen. Was ist denn das in Kilometern? Daumenrechnung! Das Licht jagt mit 300.000 km pro Sekunde durch das Vakuum. 300.000 mal 60 mal 60 mal 24 mal 365 sind die Kilometer pro Jahr, also ein Lichtjahr. Das Ganze mal 4,2… Arbeit für den Taschenrechner. Wir runden wieder heftig. Eine 4 mit 13 Nullen. 40 Billionen nennt man diese Zahl. Teilt das durch 3, dann habt Ihr die Staatsschulden der USA, da können die Griechen nur lächeln. Wir wollen aber Entfernungen. Eine 4 mit 13 Nullen geteilt durch 1000 ist eine 4 mit 10 Nullen. Das sind unsere Zentimeter. Wir bringen sie zu Metern durch 100 (eine 4 mit 8 Nullen) und zu Kilometern (eine 4 mit 5 Nullen). Der nächste Stern zu unserer Sonne ist in unserem Modell 400.000 km entfernt. Das ist ungefähr an unserem Mond.
Fassen wir zusammen. Wir sind unsere Erde, dann ist der Mond 3,84 Meter entfernt, die Sonne 1,5 km und der nächste Stern 400.000 km. Da ist ziemlich viel Nichts dazwischen. Und, das sind nur 2 von geschätzten 150 Mrd Sternen in unserer Milchstraße. Rund 150 Mrd Milchstraßen mit ebenso vielen Sonnen sind da draußen. Und da oben im Großen wie tief unten im Kleinen: Winzigkeiten umhüllt von irre großem Nichts! Das müsst ihr sacken lassen, damit es heftig wirkt. Und! Es wird heftig wirken, wenn man es versucht, sich vorzustellen.
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